24.9.2022
DatenschutzStephan hat mich zu
Segeln eingeladen. Seit drei Jahren hat er die Zora. Meine Abreise nach Flensburg am 6.9.22 erfolgt per Bahn. Viel zu viel
Gepäck, da ich nicht weiß, was auf mich zu kommt, habe ich
die "Grönlandausrüstung" mit genommen. Da Stephan auf der Strecke von Usedom nach Flensburg wegen zu starkem Wind und Seegang in Höruphav auf Als Schutz suchen musste und wegen kleiner Reparaturen nicht weiter kam, bringt uns Monika mit dem PKW dort hin. Hier verbringen wir die erste Nacht auf dem Boot, um es am nächsten Tag bei gutem Wind durch die Förde nach Wassersleben bei Flensburg zu fahren. Dort sind dann einige kleine Reparaturen und Verbesserungen nötig,
bevor wir wieder in See stechen könnten: | |
Die Zora, ein Waarschip 725, Kwarttonner,
aus Sperrholz aus den 70ger Jahren, verlängert in der Mitte um einen
Meter, also 8,25 x 2,5m, Die Grafik des Waarschip links stimmt nicht ganz mit der Zora überein. Die ist länger und innen etwas anders eingerichtet. Besatzung 2: Käpten Stephan und Crew Michael | |
7.9.22 - Bei gutem Wind sind wir
auf dem Weg von Höruphav in die Förde nach Wassersleben.
Ca. 28 SM. | |
7.9.22 - Die Zora krängt gerne.
Bei 45 Grad Schräglage steigt er aus. Liegt das am Kompass? Es kommt dann ab und zum "Sonnenschuss" durch Strömungsabriss am Ruder, leider meist im unpassendsten Moment.
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7.9.22 - In Wassersleben, im Heimathafen, Verbesserungen und Reparaturen ... bis 12.9.22 Dazwischen immer mal Fischbrötchen von der Bude am Museumshafen Flensburg. | |
12.9.22 - Flensburg Industriehafen, Ersatzteile kaufen, per Boot. | |
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12.9.22 - 13 Uhr, Wind aus Süd-West mit 10 - 20 kt, nach dem Anbringen des Pinnenpiloten geht es endlich los. Raus aus der Förde unter vollen Segeln mit achterlichem Wind. Das ursprüngliche Ziel Bornholm haben wir wegen vorhergesagter widriger
Winde aufgegeben: Eine Reihe kleiner Tiefs zieht über Süd-Norwegen.
Es soll in den nächste Tagen nur aus West oder Ost blasen, also nicht
ideal für eine Ost-West-Fahrt. Die Gewitterneigung ist hoch, die
Luftmasse labil und relativ warm. Wir beschließen eine Nord-Süd-Fahrt und planen über Sonderborg und durch den Alssund in den kleinen Belt, eventuell bis nach Anholm. |
12.9.22 - Die Zora krängt beim Kreuzen in der Innenförde. | |
21.9.22 - Und es geht noch mehr ... 45 Grad. Wir schaffen es bis zu einem Ankerplatz in der Bucht Venningbund vor Sonderborg, wo wir eine ruhige Nacht bei 10 - 15 kt Wind verbringen.
Ca. 25 SM. Am 22.9. bei ca 10 - 15 kt WNW-Wind und ruhiger See fahren wir teils unter vollen Segeln, teils nur unter Genua über Sonderborg durch den Alssund und den kleinen Belt bis nach Bagö. Dabei überholen wir unter Segel die anderen Segler, die mit uns die Brücke unter Maschine passieren. Die Zora läuft wirklich gut bei wenig Wind.
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13.9.22 - In Sonderborg, wir warten auf die Brückenöffnung um 10:35 Uhr. |
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13.9. - Im kleinen Belt. Wind mit ca. 15 kt aus NW, 0,5 m Wellen, wir machen 4 - 5 kt Fahrt. Es regnet immer wieder, aber es läuft. Insel Sogn in Sicht. Die letzte Strecke um die Insel vor Bagö müssen
wir gegen den Wind kreuzen. Wir treiben wegen schlechter Maövrierfähigkeit und starkem
Wind ein wenig ab, die Reling bleibt an einem vorstehenden Balken am Pier
hängen, Reling beschädigt. Die Pier ist so hoch, dass Fender
nichts nutzen. Ca. 35 SM |
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13.9. - Bagö auf Sogn Sonnenuntergang mit Gewitter im Osten über Fünen. Sehr ruhig hier. Flaute. Die Luftmasse ist sehr labil, es bilden sich ständig Gewitter über Landflächen, die für sehr wechselnde Winde sorgen. |
14.9. - Bagö, 10 Uhr leinen Los bei 15 - 20 kt Wind aus Nord-West mit Schauern. Hart am Wind fahren wir südlich und westlich um Bagö und dann weiter nördlich durch den Lille Belt in den Sund bei Fanö. Hier bemerken wir eine Strömung von ca. 2 kt aus Nord, die unsere Kreuzerei gegen den inzwischen schwachen nordwestlichen Wind zunichte macht. Bei Middelfahrt brauchen wir den Motor, um gegen die Strömung voran zu kommen. Um 17:30 Uhr erreichen wir Fredericia unter Genua. Die Marina ist großzügig, aber voll, wir finden mit Platz 29 einen guten Liegeplatz mit langen Wegen zu den Duschen. Fredericia bei Nacht. Der Industriehafen liegt gleich nebenan. Die Marina ist öffentlich zugänglich. Der Weg in die Stadt weit.
24 SM |
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15.9 - 10:00 Uhr: Auslaufen von Fredericia unter Motor, dann gleich volle Segel bei 11 kt Wind aus W. Ziel Samsö. Optimal, um die Windfahnensteuerung mal auszuprobieren. 12:00 Uhr, Wind und Wellen nehmen zu, Böen bis 30 kt von NW, wir reffen das Groß ins zweit Reff, Genua auf 50 %, später reffen wir das Groß ganz, das Genua auf 30% und ab Südspitze Samsö auf 10% Badetuchgröße. Weit und breit kein anders Schiff. Die Wellenlänge liegt bei etwa zwei Schiffslängen und wiegt uns weich, kein Stampfen des Bootes, ab und zu kommen wir ins Gleiten. Fahrt über Grund mit bis zu 9 kt bei meist über 25 kt Wind. Fast jede Welle hat jetzt eine Schaumkrone und bricht sich.
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15.9. - Die Wellen nehmen zu, bis 2 m von
backbord-achtern. Auf der Höhe südlich Endelave nimmt ein großes
blaues Schiff Kurs von Osten genau frontal auf uns. Unseren Ausweichversuchen
nach Steuerbord folgt der beharrlich. |
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15.9. - Hohe Wellen achterlich. Nach einer Weile tut der Arm vom Festhalten weh. (Der Motor ist aus, der Gashebel ausgekuppelt) Überall Schaumkronen auf den Wellen. Wir umrunden die Südspitze von Samsö ins Lee der Insel in Erwartung
niedrigerer Wellen und schwächerer Winde. Die Wellen werden kürzer,
aber Schaumkronen haben sie immer noch häufig. Der Wind nimmt leider
nicht ab. Jetzt stampft das Boot heftig gegen die See. Wir lassen früh
den Motor runter und bereiten uns auf ein schwieriges Anlegemanöver
in Ballen vor. Wir beschließen einen Ruhetag, da das Wetter morgen immer noch mit heftigem Wind und Wellen aufwarten soll. 38 SM |
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16.9. - Ballen aus Samsö. Der Wetterbericht hatte nicht Recht. Die Sonne scheint, der Wind ist schwach, wir genießen aber, dass hier die Bordsteine nicht hoch geklappt sind. Es gibt Fish and Chips und auch ein gezapftes Bier kann man sich leisten. Um uns herum allerdings toben schon wieder Gewitter. Die anderen Segelboote sind plötzlich alle weg, Marinetraffic sagt: nach Süden.
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16.9. - Ballen auf Samsö, Auslflug
in die Inselhauptstadt Tranebjerg zu Fuß, Lebensmittel einkaufen.
Wäsche kann ich auch waschen. |
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17.9.22 - 9:00 Uhr auslaufen von Ballen,
ziel Korshavn auf Langeland durch den Großen Belt, wie uns geraten
wurde. Wind: anfangs angenehm bis schwach aus WNW, kurze See. Wir fahren entlang einer viel befahrenen Route.
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17.9 - Wir machen zeitweise nur 3 kt, da kann man doch angeln! Angelversuche ohne Ergebnis. Interessanterweise scheinen die Möven sofort zu erkennen, wenn
man angelt. Sie fliegen dann genau über dem Blinker hinter dem Boot
her. Auch ein Seehund schaut mich kurz vor Korshavn aus dem Wasser beim Angeln interessiert an. Den will ich aber nicht am Haken haben.
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17.9. - gegen 14:00 Uhr Einlaufen in Korshavn.
Pier wegen Reparatur gesperrt, ärgerlich aber wirklich nötig,
weil marode. Wir ankern in der Bucht bei 2m Wassertiefe mit dem Plattenanker an 15m Kette. Angelversuche vergeblich. Zum Abendessen gibt es zwischen den Regenschauern Fischburger mit "Karrysild" 'an Weißwein'. Das Dingi wird ausprobiert, zuerst mit dem seit zwei Jahren nicht gelaufenen Außenborder, der zieht aber das Heck so runter, dass wir uns nicht zu zweit ins Dingi wagen.
16 SM |
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17.9. - Korshavn am Abend, das Gewitter wird uns heute Nacht erreichen. Der Wind erwischt uns in der Bucht mit 25 kt. Das Boot jammert und stampft im Wind. Der Wind dreht ständig, das Boot schwoit weiträumig. 18.9.- Die GPS Anker App "Anchor Lite" schmeißt uns etwa
um 3 Uhr nachts mit schrillem Alarm aus den Kojen. Wir sind schon 160
m abgetrieben. Um 6 Uhr geht der Alarm wieder runter, wieder 160m abgetrieben. |
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18.9. - Korshavn am Tag danach, wir machen einen kurzen Versuch, unter Motor aus der Bucht zu fahren, der kommt aber bei den Wellen immer wieder aus dem Wasser und heult auf. Wir fahren gleich wieder rein und ankern wieder. Wieder haben wir uns beim Ankerhieven trotz aller Vorsicht mit stinkendem Schlick eingesaut. Mit dem Dingi machen wir einen Ausflug an Land, diesmal rudernd. Zu Fuß
gehts dann an die Nordspitze bei strömendem Regen. Dabei werden wenigstens
unsere vom Ankerschlick versauten Klamotten wieder sauber. Wir machen wegen schlechtem Wetter notgedrungen noch einen Tag Pause. Im Boot wird es immer feuchter. |
![]() Ausflug auf Fyns Hoved zum abgebauten Schweinswaalobservatorium, keine Waale, aber Regen. |
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19.9. - 8 Uhr Korshavn Auslaufen, so früh ist der Wind in der Bucht mit 7 kt noch mäßig. Draußen dann 15 kt. aus ONO, also Gegenwind. Die Wellen haben sich aber noch nicht beruhigt, die kommen noch mit 1 - 2 m aus Nord. Wir müssen mit Motor und 30% Genua dagegen an, um die Nordspitze Fünens bei Korshavn herum. Das Boot stampft mächtig, jede Welle, in die wir hinenklatschen, nimmt die Fahrt. Gischt spritzt über das ganze Boot, der Motor dreht entweder mit der Schraube in der Luft oder er stirbt fast ganz, weil er komplett unter Wasser ist. Aber er geht nicht aus, der Konstrukteur muss unser Problem gekannt haben. 9 Uhr Kursänderung nach Süd, 15 kt Wind jetzt achterlich, Wellen jetzt lang und sanft. Östlich von Romsö kommen wir mal wieder zum Angeln und erwischen drei Makrelen, bevor wir westlich des Haupt-Fahrwassers unter der Große Belt Brücke hindurch fahren. |
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Diese drei Makrelen sind uns am 19.9. bei Romsö an die Schleppleine mit drei Blinkern gegangen, obwohl wir über 4 kt Fahrt machten. Sie werden gleich ausgenommen.
Diesmal verspeisen WIR die MAKRELEN. |
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19.9. - Um 17 Uhr laufen wir in Lohals auf
Langeland ein. Der Hafen hat ein unglaublich enge Einfahrt, die 15 kt
Wind machen bei der engen Kurverei in der Einfahrt richtig Probleme, da
der Außenborder ja nicht steuerbar ist und das Ruder nur bei Fahrt
wirkt. Schon wieder Gewitter. Wir stellen erhelbliche Mengen an Kondensawsser im Schiff fest und versuchen, durch Lüften zu trocknen.
40 SM |
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19.9. - Lohals am Abend |
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19.9. Lohals: gebratene Makrelen mit Samsö Bratkartoffeln. 20.9.- Lohals, Auslaufen um 10 Uhr bei 10 kt Westwind. Ab Strynö lässt der Wind allerdings sehr nach. Bei der geringen
Wassertiefe vor Marstal verheddern wir uns beim Kreuzen in Richtung Westen
im Kraut und kommen nicht mehr voran. Die See ist spiegelglatt. 25 SM |
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20.9. - Marstal. Einlaufen nach Sunset.
Der Ort dahinter bietet alles was man so braucht. In einem Haushaltswarenladen bekommen wir auch Blöcke für die Großschot. |
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21.9. - Wind-Jammer auf dem Trockenen. Der hat es wirklich nötig. Inzwischen trocknen auf der Zora die Matratzen und die Kajüte. Wir besuchen das Schifffahrtsmuseum. |
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21.9. - Windjammertreffen in Marstal. Die
Schiffe dienen vorwiegend "sozialen Projekten" . Wir haben die
Leute an Bord immer feiern sehen. Auch beim Ein-oder Auslaufen, alles
unter Maschine, hatte die "Crew" Sektgläser in der Hand.
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21.9. - Der Irish Pub in der Skolegade 17 in Marstal öffnet erst um 20 Uhr. Hier lässt es sich aber dann aushalten. Der Wirt Mick gibt uns eine Schulung in Sachen Irish Whiskey, nachdem wir den ersten Durst mit Guinness gelöscht hatten und den Fehler begingen, schottischen zu verlangen. Auch den Unterschied von original irischem zu nigerianischem Guinness kennen wir jetzt! Und wir sind jetzt um eine Erfahrung weiser:
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22.9. - Am Tag darauf machen wir noch mal Pause wegen Flaute und fahren
mit dem kostenlosen Bus nach Aerösköping. Mit dem Boot wäre
es wegen Flaute und wegen zu geringer Wassertiefe zwischen Marstal und
Aerösköping sehr umständlich geworden. |
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23.9. - 6 Uhr Auslaufen aus Marstal, weil der Wind eher schwach werden soll. Wir wollen aber wieder in Richtung Westen nach Schleimünde zur "Giftbude". Der Wind soll aber wegen eines Tiefs im Norden demnächst erst garnicht und dann nur noch aus West blasen. Angekündigt waren 7 kt Wind aus NW, es bläst aber mit 16 kt
aus SW. Mit 4 - 5 kt laufen wir direkt auf die Förde zu. Kein anderes Boot in Sicht. Erst als wir in die Förde einlaufen, sehen wir andere Boote, meist unter Maschine. Mit drei Schlägen kreuzen wir durch die Förde und treffen bei Sunset in Wassersleben unter Segel ein.
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23.9.- Bei Sunset Einlaufen in Wassersleben
mit dem letzte Wind.
47 SM Am 24.9. haben wir noch "klar Schiff" gemacht und nötige Veränderung am Boot besprochen. Vor allem sollte der Motor bei Hafenmanövern tauglicher werden.
Das war mein erster Segeltörn nach Erhalt des Segelscheins und die
Ereignisse haben mich sehr beeindruckt. |
Die gelbe Tour der Rückholung der Zora von Höruphav vom 7.9.22 hatte etwa 25 SM. Ca. 275 Seemeilen in 8 Fahrtagen vom 12.9. bis zum 22.9.: roter Turn |
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Videoschnipsel: Klick to Start. | |
Die Windfahnensteuerung in Aktion. |